The Sky is the limit – wenn wir uns zusammenschließen
Erste (inter-)regionale “Verbindungstour” in den Niederlanden
9 Menschen aus 5 Regionen treffen sich zum Frühstück in Arnheim, zum Kaffee in Nimwegen, zum Mittagessen in Culemborg, zum Tee in Oud-Beijerland und zum Abendessen in Rotterdam. Am Ende des Tages sind die Bäuche gefüllt mit gutem Essen, die Köpfe voll mit neuen Ideen und die Herzen erfüllt von neuen Begegnungen und Verbindungen.
Hier die deutsche Übersetzung eines sehr eindrucksvollen Berichts über diese besondere Tour.

Während der Verbindungstour am 15. September 2024 gewannen neun Leute aus Arnheim, Nimwegen, Culemborg, Oud-Beijerland und Rotterdam im wahrsten Sinne des Wortes Einblicke in die Küchen der jeweils anderen. Die Zeit, um die beträchtliche Entfernung von Ost nach West, zurückzulegen, wurde sinnvoll genutzt, indem man in abwechselnden Zusammensetzungen Fahrgemeinschaften bildete, um sich besser kennen zu lernen.
Die Tour beginnt um 9 Uhr mit einem Frühstück in Tjwan Oei’s Stadskeuken (Stadtküche) in Arnheim. Tjwan hat dann schon alle Hände voll zu tun, denn an diesem Tag steht für ihn an diesem Ort noch einiges auf dem Programm. Nachdem auch die Rotterdamer angekommen sind, werden die leckeren Sandwiches verspeist. Die Stadskeuken ist eine multifunktionale Örtlichkeit zwischen Kirche, Gerichtsgebäude und Rathaus mit einem Kinderbetreuungsraum im ersten Stock. Am auffälligsten ist die einladende Atmosphäre, sagt Tjwan: “Jeder, der hereinkommt, fühlt sich sofort wohl und kommt mit dem nächstbesten ins Gespräch.” In der Stadskeuken kann man neben dem Euro auch mit den alternativen Währungen Arnhems Hert und Florijn bezahlen. Durch das Angebot möglichst vieler verschiedener Aktivitäten für unterschiedlichste Zielgruppen können die Preise aufgrund des höheren Umsatzes niedrig gehalten werden. Darüber hinaus sind die Preise variabel: je nach der persönlichen finanziellen Situation gibt es eine Einteilung in “Günstig”, “Standard” und “Fülle”.
Auf der Terrasse von Carla Onderdelinden in Nimwegen gibt es Kaffee. Carla nutzt die Gelegenheit, um jeden in den Genuss einer lokalen Delikatesse zu bringen: das köstliche Mariken-Brot. Carla erklärt, dass sie sich schon immer für eine neue Wirtschaft und Gesellschaft eingesetzt hat und dies jetzt in ihrem eigenen Viertel in Dukenburg in die Tat umsetzt. Ihr Motto lautet: „Groß denken und selbst (kleine) Dinge tun“. So hat sie entdeckt, dass sie mit dem Lorbeerbaum in ihrem eigenen Garten die ganze Nachbarschaft versorgen kann. Sie merkt, dass alles immer leichter von der Hand geht und dass die Wijkmakerij Dukenburg allmählich wie ein Magnet die Bewohner, sowie die lokalen Unternehmen und Organisationen anzieht.
Dann geht es weiter nach Culemborg, in das Viertel Lanxmeer, wo Jan de Kock und Baukelien Franken sich einen zentralen Gemeinschaftsgarten mit anderen Anwohnern teilen. Die Suppe aus den frisch geernteten Kürbissen vom zum Viertel gehörenden “Stadtbauern” wird hier in der Sonne unter dem Walnussbaum serviert. Jan erzählt von seinen Räumlichkeiten in Tiel, die sich hervorragend als Versammlungsort eignen, um Menschen und Initiativen aus der „Neuen Welt“ zu verbinden. Er betont auch, wie wichtig es sei, gemeinsam in einer Nachbarschaft autonom zu sein, und dass durch Nachbarschaftshilfe neue Beziehungen und Freundschaften entstehen.
Während des Mittagessens werden volle Kisten mit Äpfeln herangeschleppt, die anlässlich des Apfelfestes an diesem Tag frisch gepflückt wurden. Rudin Swagerman, Bewohner eines benachbarten Hofs und Techniker, erzählt, wie er über ein Open-Source-Netzwerk die digitale “Währung” Circles entdeckt hat und Baukelien als Vertreterin der Initiative „Vrij Betuwe“ dafür begeistern konnte. Anja Gerritse aus der Region “Hoeksche Waard” erstellt mit Baukeliens Hilfe innerhalb weniger Minuten ein kostenloses Konto bei Circles und überweist sofort 50 von ihren 130 Circles Startkapital an Annemarie Zirkzee aus ihrer Region.
In der Region “Hoeksche Waard” stehen Rob Romeijn, Anja und Annemarie gleich mit einem ganzen Empfangskomitee zum Tee bereit, das sie durch einen Aufruf im Newsletter ihrer Genossenschaft zusammengestellt haben. Das Restaurant ‘Op de Dijk’ (mitten im malerischen Oud-Beijerland) ist voll von gleichgesinnten, gastfreundlichen und warmherzigen “Hoeksche Waarders”. Obwohl sich das Restaurant wie ihr Zuhause anfühlt, träumen die “Hoeksche Waarders” von etwas anderem. Da ihre Standortsuche bisher ohne Ergebnis blieb, wollen sie erst einmal die nächsten Aktivitäten planen, um dann einen dafür passenden Ort zu finden. Vielleicht findet der Ort ja auch sie, …
Es stellt sich heraus, dass die Genossenschaft “De Hoeksche Waard in Verbinding” sehr ‘flach’ organisiert ist, denn obwohl es natürlich einen Vorstand gibt, ergreifen fast alle das Wort auf die Frage, ‘ob jemand noch etwas sagen möchte’, bevor die Reisenden nach Rrrrrrotterdam aufbrechen…
In Rotterdam gleicht die Suche nach ‘Ons Huis’ aufgrund der vielen Umleitungen eher einer Abenteuerreise. Doch dafür werden alle mit einem ganz besonderen Abendessen belohnt: Speziell für ihre Gäste haben Pandora Tabatabai Asbaghi und Maarten Meddens einen surinamischen Koch engagiert, der sein Handwerk wirklich gut versteht. Maarten rät uns, nach jedem Gang neben einem anderen Rotterdamer zu sitzen und uns eine Verzehrkarte für die Getränke zu kaufen. Wer ‘Ons Huis’ in Rotterdam besucht, sollte schließlich nicht auf dem Trockenen sitzen.
Das Ziel der Tour war sich gegenseitig an den jeweiligen Standorten besser kennen zu lernen und einander zu inspirieren für eine menschlichere, von unten nach oben aufgebaute Gesellschaft. Dieser Bericht, der von Baukelien Franken und Dorien Hooman verfasst wurde, zeigt, dass dieses Ziel voll erreicht wurde. (Übersetzung: Christiane Lüpken, Team Society 4.0 Deutschland).
Ich glaube, dass wir mit diesem inspirierenden Beispiel die Welt, in der wir leben, schöner machen.
The sky is the limit, aber bitte von unten nach oben.
Danke an alle für diese schöne Ost-West-Verbindung.
Es war eine wahre Tour d’amour.
Was mich besonders beeindruckt hat, ist der Hinweis, dass der „Erfolg“ neuer Gemeinschaftsformen davon abhängt, dass man sich der eigenen Bedürfnisse und Absichten bewusst wird. Auf dieser Grundlage neue Wege zu bahnen und immer neue Schritte zu gehen und zu sehen, welche Menschen und Initiativen man dafür braucht. Nicht die Anpassung an die Außenwelt, sondern die Innenwelt ist entscheidend.
Mein Bedürfnis und meine Absicht war es, Menschen an verschiedenen Orten miteinander zu verbinden und einen Samen für andere Regionen zu pflanzen. Es war sogar noch verbindender als ich erwartet hatte. Ich würde gerne andere Regionen einladen und den Staffelstab an die nächste Initiative weitergeben, z.B. Tour durch die Provinz Brabant. Noch ein Tipp: Macht die Tour kürzer als 5 Orte.
Wer weiß? Vielleicht ist dies auch für deutsche regionale Initiativen als Inspiration, eine solche Tour zu organisieren.